Aktuelles

31. Januar 2023: Auftaktveranstaltung zur potenziellen Wiedervernässung des Großen Bruchs (KB)

Zum ersten Mal in dieser Form fanden sich ca. 70 Personen aus den verschiedensten Fachbereichen im Verwaltungsgebäude des Landkreises Börde in Oschersleben ein. Mit dabei waren Mitarbeiter des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt Sachsen-Anhalt sowie vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, hier speziell die Arbeitsgemeinschaft Moorbodenschutz. Auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz war verteten. Weiterhin waren Mitabeiter des NABU vor Ort, wie auch Vertreter der Hochschule Magdeburg/Stendal, die Renaturierungen an anderen Stellen des Landes durchgeführt oder geplant haben. Vertreten waren auch Landwirte der Region, der Unterhaltungsverband Großer Graben und natürlich die Bürgerinitiative. Es wurden Voträge gezeigt, die über den gegenwärtigen Zustand des Großen Bruchs berichteten, sowie über bereits durchgeführte oder geplante Maßnahmen zur Anhebung des Wasserpegels bei Nutzung vorhandener Anlagen. Das Naturschutzgebiet bei Wulferstedt wurde vorgestellt und der Artenverlust über die letzten Jahrzehnte beschrieben. In einer offenen Diskussionsrunde wurden Ideen gesammelt, Fakten besprochen und Probleme aufgezeigt. Am Beispiel des Drömling wurden erfolgreiche Renaturierungsmaßnahmen ehemals trockengelegter Feuchtgebiete aufgezeigt. Es wurde auch über Fördermöglichkeiten gesprochen und anhand praktischer Beispiele wurde dargestellt, wie sich eine Renaturierung für die landwirtschaftlichen Betriebe auch rechnen kann.

In einer anschließenden Exkursion in das Große Bruch bei Wulferstedt wurde in kleinerer Gruppe noch einmal diskutiert, welche Möglichkeiten als Sofortmaßnahmen greifen und welche Auswirkungen diese haben könnten. Zum Ende der Exkursion wurde an einer Messstelle bei Neudamm die Erfassung verschiedener Boden- und Luftparameter erklärt und wie diese ausgewertet werden.

Es wird weitere Veranstaltungen dieser Art geben. Die AG Moorbodenschutz koordiniert die eingehenden Informationen und plant die sich daraus ergebenden Aktionen und Treffen der beteiligten Gruppen.

16. Dezember 2022: Festsetzung des Termins für das Auftaktgespräch zu potenziellem Wiedervernässungsvorhaben (KB)

Der Termin für das erste Auftaktgespräch in Bezug auf Wiedervernässung im Großen Bruch wurde auf Ende Januar 2023 festgelegt. Hier sollen alle bisherigen Erkenntnisse und erste fachliche Bewertungen vorgestellt werden. Es wird ein konstruktiver Dialog zwischen allen Beteiligten angestrebt. Die Veranstaltung findet in Oschersleben/Bode statt, siehe Terminkalender.

11. November 2022: Beratungsgespräche UNB und Wasserbehörde Landkreis Börde (KB)

Der Landkreis Börde, hier in der Vertretung durch die Untere Naturschutzbehörde und die Wasserbehörde des Landkreises, hat beim Landesamt für Umweltschutz und beim Greifswald Moor Centrum um Unterstützung gebeten, um die inzwischen dramatische Situation am unteren Großen Bruch auf die Tagesordnung zu setzen. Man sei sich der katastrophalen Lage bewusst und wolle gegensteuern. Dieses Signal kam für mich unerwartet! Es wurde in Aussicht gestellt, dass es zukünftig Gespräche diesbezüglich geben soll. Man will über Förderprogramme, die jüngst als „Moorschutzstrategie“ veröffentlicht wurden, für einen natürlichen Klimaschutz sorgen.

Seit einiger Zeit stehen im Großen Bruch Messstationen. Die Ergebnisse dieser Dauerbeobachtungsstellen haben ergeben, dass der Boden viel stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde, als man bisher annahm, was die Dringlichkeit der Renaturierung nur einmal mehr unterstreicht.

Mai – Juli 2022: Kontaktaufnahme zu Ämtern, Institutionen und Organisationen (KB)

In den vergangenen Wochen wurden einige neue Kontakte hergestellt. Zum Einen gab es eine Zusammenkunft mit dem Bürgermeister der Gemeinde Huy, Herrn Maik Berger, im Großen Bruch. Danach wurde die Idee für einen Runden Tisch geboren, der in der Region stattfinden soll, um mit Landbesitzern, Pächtern, Naturschützern, Energieversorgern und zuständigen Ämtern in ein gemeinsames Gespräch zur Zukunft des Großen Bruchs zu kommen.

Weiterhin konnten wir beim Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) einen Ansprechpartner gewinnen. 2021 wurde im LAU eine „Arbeitsgemeinschaft Moorbodenschutz“ gegründet, die sich im weitesten Sinn mit dem Schutz der Moorböden befassen soll. Der gegenwärtige Status des Großen Bruchs und die denkbaren Möglichkeiten stießen auf großes Interesse bei den Mitarbeitern der Arbeitsgemeinschaft.

Informiert wurde auch der NABU Sachsen-Anhalt, der für verschiedene Projekte Fördermaßnahmen über den Klimafond des NABU anbieten kann. Im weiteren Verlauf ist auch ein Flächenankauf möglich, um Beispielprojekte in kleinerem Rahmen als Modell für größere Vorhaben anzugehen. Auch hier war man sehr interessiert an möglichen Projekten zum Schutz der Natur, des Klimas und der Arten.

Und schließlich konnte noch der Kontakt zur „Michael Succow Stiftung“ hergestellt werden. Neben vielen nützlichen Tipps in einem längeren Telefonat mit einer Mitarbeiterin wurden auch einige schriftliche Informationen zum Nachlesen bereit gestellt. Die Links zu diesen Informationen befinden sich ab sofort auf unserer Hauptseite.

29. April 2022: Begehung des Großen Bruchs bei Schlanstedt (KB)

Mit einem ortskundigen Bürger aus Schlanstedt war ich Ende April noch einmal im Großen Bruch unterwegs, an dem Nachmittag hatten wir knapp 20°C und de Sonne schien. Die Tour verlief entlang des Faulen Grabens, von der L78 aus Aderstedt kommend und ging in Richtung Osten, vorbei am Wehr im Großen Graben, etwa 3km in die Fläche hinein, bis kurz vor Neuwegersleben.

Die erste Auffälligkeit war wieder die ausgesprochene Trockenheit. Im Faulen Graben, der im vergangenen Herbst, wie fast jedes Jahr, ausgebaggert wurde, standen kaum 20cm Wasser.

Blick zur L78, der Graben nur ein Rinnsal, kein Schilfbewuchs an den Böschungen durch das ständige Ausbaggern.
Der Grund des Faulen Grabens, beinahe steril. Es sind keine Wasserlebewesen zu sehen.
Fauler Graben, dahinter ein Stichgraben, der schon lange trocken liegt.
Ein weiterer Stichgraben mit Sperrvorrichtung, die lange nicht bewegt wurde, der Durchfluss ist längst verlandet.
Hier war schon lange kein Wasser mehr drin. Rechts erkennt man trockene Stellen im Gras.

Die Trockenheit in den Wiesen war überall zu sehen, auch wenn die letzten Wochen eher kalt waren und es auch ab und an etwas Niederschlag gab. Auch hier fiel auf, dass bis auf ein paar Feldlerchen kaum Vogelstimmen zu hören waren. Einige Milane waren zu sehen, die in einigen Pappeln entlang des Großen Grabens horsten, ganz entfernt rief ein Kuckuck. Und eine Grauammer war zu sehen, ein typischer Bewohner von offenen Trockenrasenlandschaften! Ansonsten war es sehr still.

Dafür gibt es einige Gründe, wie sich bei Gesprächen mit Anwohnern herauskristallisierte:
Im Frühjahr beginnen bereits umfangreiche Vertikutieraktionen. Dabei wird die Grasnarbe aufgerissen, geeggt, gewalzt und schon mal prophylaktisch gegüllt. Den am und im Boden lebenden Tieren geht es das erste Mal an den Kragen.

Außerdem werden die Wiesen für die Tierfutternutzung in der Regel 3x im Jahr gemäht. Das hat fatale Folgen für bodenbrütende Feldvögel, die jedes Mal ihre Brut verlieren oder deren Jungvögel schlicht verhungern.
Die Tiere, die sich im Frühjahr im Großen Bruch einfinden, um sich fortzupflanzen, laufen direkt in eine Falle! Aufgrund der großen Flächen, die intensiv bearbeitet werden, führt dies zu massiven Verlusten in der Tierwelt – anstelle von Reproduktion und Vermehrung.

Durch das häufige Mähen mit großen Maschinen sind auch größere Wildtiere, wie beispielsweise Rehe, in Gefahr. Die Alttiere können bei den anrollenden Maschinen flüchten, lassen aber die Jungtiere im hohen Gras zurück, die sich niederducken. Diese werden von den Mähbalken oder Schneidtellern erfasst und in Stücke gerissen!

Durch Zufall begegneten wir einem ortsansässigen Pächter auf einer Fläche, der sich mit einigen Kollegen mittels Drohnen und Infrarotkamera für die Rettung der Tiere in den Wiesen vor der Mahd einsetzt. Die Tiere werden über Wärmebildvideo live aufgespürt und aus den Wiesen gebracht, bevor diese abgemäht werden. Dies erfordert natürlich Absprachen zwischen den Landwirten und den Drohnenpiloten, die diesen Dienst bislang noch kostenfrei anbieten können. Die Organisation ist mit einer Informationsseite im Internet zu finden, auf der man auch für die Unterstützung dieses Projekts spenden kann: https://wildtierretter.org/

Als offenkundiges Problem ist der massive Nährstoffeintrag auf den Wiesenflächen einzustufen, um die Erträge an Grünfutter zu steigern. Hier werden extreme Mengen Mist und vor allem Gülle ausgebracht. Im Zusammenhang mit der Trockenheit führt das stellenweise zum Totalverlust der Vegetation. Dabei wird die Gülle aus entfernten Orten der Bundesrepublik herangekarrt und knöcheltief auf den Flächen verklappt! Man kann im Grunde von Entsorgung aus ortsfremder Massentierhaltung sprechen. An der Stelle ist das Einhalten von Nährstoff-Grenzwerten sicher sekundär.

Vebranntes Gras durch zu viele Nährstoffe und zu wenig Wasser

Wenn es nach dem Ausbringen der Gülle regnet, werden die Nährstoffe unmittelbar bis in das Grundwasser ausgewaschen oder direkt in die Gräben gespült, da der ausgetrocknete Torfboden die Närhstoffe und das Wasser gar nicht halten kann. Offenbar werden die Flächen sowohl von konventionellen als auch von ökologisch arbeitenden Betrieben bewirtschaftet. Bei letzteren, die in dem Fall keine Gülle ausbringen, sehen die Wiesen durchaus kräftiger, strukturreicher und vor allem artenreicher aus. Da das Große Bruch eine Senke ist, kann man das gegenseitige Beeinflussen von ökologischen und konventionellen Flächen nicht ausschließen. Beide Betriebsformen haben aber auch gemein, dass die Tiere nicht auf der Weide stehen, sondern im Stall, so dass sämtliche Arbeiten auf den Flächen und die Transporte von und in die Flächen von mehr oder weniger schweren Maschinen ausgeführt werden, die durch ihr Gewicht dem Boden zusetzen und ihn verdichten, wodurch die Wasserspeicherfähigkeit weiter zurück geht. Um die Flächen einfach befahren zu können und dass nicht zu viele Unebenheiten sind, werden solche wassergefüllten Walzen eingesetzt, die den Boden noch weiter verdichten.

Platt, platter, ganz platt… und ökologisch kaputt.

Das Ergebnis dieser Art und Weise der Bewirtschaftung ist ein völlig aus dem Gleichgewicht geratenes Ökosystem. Der Mensch gräbt sich hier im wahrsten Sinne des Wortes selbst das Wasser ab. Erstaunlich ist, dass die Profitgier einiger Weniger nicht verstärkt auf Widerstand aus der Bevölkerung trifft, wo die Schäden doch so offensichtlich sind.

Flachwurzelnde Pappeln erreichen das Grundwasser nicht mehr.
Eine ganze Reihe abgestorbene Pappeln.
Frisch ausgebaggert und dem Trockenfallen preisgegeben.
Binnen weniger Tage sank der Wasserstand um mehr als 20cm, noch 4 Wochen, dann liegt hier alles trocken.
Das ist der Große Graben, das durch das Große Bruch führende Fließgewässer und die Lebensader. Der Wasserstand ist 30cm. Mit etwas Glück wird er im Verlauf des Sommers nicht komplett trockenfallen. Eine für das Große Bruch gesunde Wasserhöhe wäre 100-130cm. Doch wenn im Frühjahr Wasser anfällt, wird dieses nicht für die Flächen im Sommer angestaut. Es läuft einfach weg…

Trotz der moderaten Lufttemperatur war die Hitze im Bruch nach 3 Stunden Wanderung kaum noch auszuhalten. Die großen Flächen heizen sich durch Sonneneinstrahlung auf, wenn der Wind nicht weht, steht die Hitze über den Flächen, die oberen Bodenschichten trocknen so stark aus, dass sich Risse bilden.

Wenn man bedenkt, dass es hier in diesem Gebiet kurz nach 1990 noch Ansammlungen von Großtrappen, Brachvögeln, Bekassinen und ausgedehnte Schwärme von Kiebitzen gab und die Weißstörche auf und ab liefen, dann ist das Land der Väter und Mütter der jetzt dort lebenden Bevölkerung nicht wiederzuerkennen.

Trotz aller Enttäuschungen über die so kurzsichtige und profitorientierte Denkweise konnte ich auch einige positive Aspekte von der Wanderung mitnehmen.

Köcherfliegenlaven in einer abgelegenen Flachwasserzone, die in spätestens 4 Wochen ausgetrocknet sein wird. 30% der Köcherfliegenarten in Deutschland sind akut bedroht.
Ein Steinschmätzer auf einem alten, losen Bruchholzstapel. Eine in Deutschland vom Aussterben bedrohte Art!
Eine Goldammer auf der verfallenden Brücke. Goldammern kommen normalerweise in trockenen, offenen Buschlandschaften vor.

Dass man Geld nicht essen kann, ist nicht neu und in anderen Landesteilen hat man das auch schon begriffen. Hier am Großen Bruch allerdings scheint es sich noch nicht herumgesprochen zu haben, denn hier wird rücksichtslos die Lebensgrundlage zerstört! Für die Tiere und Pflanzen schon jetzt, für den Menschen dann später.


27. März 2022: Wanderung durch das Große Bruch (KB)

Die erste geplante Wanderung durch das Große Bruch fand statt. Leider konnte unser eingeladener Gast, Dr. Ernst Paul Dörfler, krankheitsbedingt nicht dabei sein. Es kamen 10 interessierte Personen zusammen und Harald Schuhfuß, Vorsitzender der Vereinigung Stiftung Umwelt und Naturschutz Großes Bruch e.V., eröffnete die Veranstaltung. Im Verlauf der Wanderung konnten sich alle Beteiligten einen Überblick vom aktuellen Zustand des Großen Bruchs in der Nähe von Wulferstedt machen. Hierbei fiel die große Trockenheit des Bodens auf, dessen Beschaffenheit irgendwo zwischen extrem hart und staubig lag.

Kopfweiden mit natürlichen und künstlichen Nisthöhlen

Das Wasser in den kleineren Gräben steht recht niedrig. Die Gräben wurden vor Kurzem ausgebaggert / entkrautet und weisen keine nennenswerte Anzahl von Lebewesen im Wasser auf. Das Wasser ist dunkelbraun und teilweise von schillernden Flecken bedeckt, was auf einen hohen Nährstoffgehalt schließen lässt. Es sind keine Wasserpflanzen vorhanden. Im Gegensatz dazu wachsen Algen unkontolliert, da große Uferteile frei von schützender Vegetation sind. Dadurch bekommt die Wasseroberfläche viel Licht, das Wasser erwärmt sich in den Gräben stark und verdunstet noch schneller.
Im einst von rastenden und nistenden Vögeln nur so wimmelnden Feuchtgebiet waren nur sehr wenige Tiere zu sehen, wie ein paar Gänse, Enten oder Singvögel.

Einzelne Graugans im Naturschutzgebiet

Die hauptsächlich als Grünland genutzen Wiesen sind von ausgeräumten Gräben ohne Ufervegetation durchzogen, die der Entwässerung dienen. In den verbliebenen Wasserresten tummelten sich zur Beobachtungszeit keine Lebewesen.

Verstopfte Brücken, ausgebaggerter Grund und glatte Böschung: Wenig Raum für Leben

Beeindruckend sind die teilweise recht alten Baumbestände. In einigen der in langen Reihen angepflanzten Pappeln brüten auch Rotmilan und Schwarzmilan.

Gut gepflegte Weide

Sobald etwas mehr Wasser in´s Spiel kommt, finden sich auch Wasservögel ein, wie hier zwei schnäbelnde Blässhühner auf einem Schöpfteich. Weiter unten Reiherente, Stockente und ein stolzer Höckerschwan.

Im Großen Graben fand sich auf einer kleinen Schilfinsel dann auch eine Erdkröte. Bald werden es hoffentlich mehr von ihnen sein. Da die Wanderstrecken der Kröten zu den Laichplätzen über einen betonierten Wirtschaftsweg führt, werden viele von ihnen überfahren. Auf dem Wirtschaftweg herrscht reger Kraftfahrzeugverkehr, da dieser zwei Ortschaften beinahe direkt verbindet. Schutzzäune gibt es in dem Bereich nicht.

Der Große Graben war am Wulferstedter Wehr auf etwa einen halben Meter Wassertiefe angestaut. Das reicht jedoch bei Weitem nicht, um den Wasserbedarf der großen Wiesen zu decken und den trockenen Torfboden wieder einigermaßen zu durchnässen. Auf diese Weise wird im Erdreich gebundener Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben. Eigentlich sollte es anders herum sein, denn nasse Moore können große Mengen an Kohlendioxid speichern.

Vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft wurde mir im November 2021 über eine Probeeinstauung berichtet, welche dem permanenten Wasserverlust entgegenwirken soll. Diese Maßnahme lief am 11.3.2022 prinzipiell aus. Wenn der gegenwärtige Wasserpegel das Resultat der Einstauung gewesen sein soll, dann wurde das Ziel hier nicht erreicht bzw. die Höhe der Einstauung war von Anfang an zu gering.

Auf dem Rückweg konnten noch einige Grasfrösche beobachtet werden. Diese kommen auch in fast verlandeten Gräben zurecht, insofern noch etwas Wasser vorhanden ist, um bei Gefahr unterzutauchen.

Außerdem konnten von einigen Wanderern in der Gruppe zwei Große Brachvögel beobachtet werden, die vorbeizogen. Die Wahrscheinlichkeit einer Brut ist unter den gegebenen Umständen jedoch als sehr gering einzustufen.

Persönlich möchte ich noch einmal allen Mitwirkenden der Stiftung Vereinigung Natur- und Umweltschutz Großes Bruch e.V. Dank sagen für ihr starkes Engagement vor Ort. Wir werden uns sicher wiedersehen und vielleicht auch einige Projekte gemeinsam angehen.



10. Januar 2022: Feststellung der Ist-Situation (KB)

Bei einem Besuch bei der Vereinigung Stiftung Umwelt und Naturschutz Großes Bruch e.V. wurden einige Informationen zum aktuellen Zustand des Großen Bruchs gesammelt. Diese sind untenstehend aufgeführt.

  • es gibt grundsätzlich zu wenig Wasser im Großen Bruch, um den Feuchtgebietscharakter (Wasserflächen und Grünland) zu erhalten, auch wenn hin und wieder einzelne und z.T. anhaltende Hochwasser auftreten
  • der insgesamt zu niedrige Wasserpegel ist durch anhaltendes Absinken der Pegelstände in Brunnenanlagen nachweisbar, Niederschläge reichen bei Weitem nicht aus
  • die technischen Maßnahmen im Bereich der Grabenzu- und abflüsse erlauben es, eine vernünftige Wasserpegelregulierung mit permanent höherem Pegel zu erreichen
  • es fehlt an eindeutigen Zuständigkeiten sowohl für den Schutz der Arten und der Natur allgemein, als auch für die Bedienung der vorhandenen Wehre unter Beachtung der Vorgaben durch Land und Kommunen
  • Vorgaben zur Wasserregulierung sind nicht mehr zeitgemäß, Interesse seitens des Gesetzgebers besteht nicht, diese in Anbetracht des sich verändernden Klimas und der Auswirkungen anzupassen oder neu zu bewerten
  • es gibt einzelne Landbesitzer, die höheren Wasserpegeln nicht zustimmen und die einen hohen politischen Einfluss haben
  • es gibt Anglerverbände, die einen niedrigen Wasserpegel in Kauf nehmen, um Wehre für die Fischwanderung zu öffnen; diese Verbände haben einen hohen Einfluss und gefährden den Fortbestand vieler anderer Arten
  • es finden bedenkliche Ausräumarbeiten in den Gräben statt, die sich ungünstig auf die Landschaft auswirken, weiterhin werden Grabenabfälle und Mähabfälle unvorteilhaft in der Landschaft verkippt
  • Vegetation selbst in der Nähe der Gräben vertrocknet im Sommer, Gräben fallen auf weiten Flächen und über lange Zeit trocken, in den Gräben verbleibendes Wasser ist mit Schadstoffen aus der Landwirtschaft angereichert
  • wegrandbegleitende Vegetation wird unvorteilhaft beseitigt, weil breitere landwirtschaftliche Maschinen und Geräte auf den Wegen keinen Platz haben; hier wird auch in alte Baum- und Heckenbestände eingegriffen

Ergebnis der zunehmenden Trockenheit:

  • Arten wandern ab (Tiere) oder sterben aus (Pflanzen), Erhalt der Schutzgebiete mit dem den Arten entsprechenden Schutzstatus ist gefährdet
  • Bodenqualität nimmt ab, Wasserspeicherfähigkeit des Bodens nimmt ab, CO2 wird aus dem Boden durch Zerfall freigesetzt
  • Grundwasserpegel sinkt, Pufferfähigkeit der tieferen Erdschichten nimmt ab, Anzahl und Diversität der Bodenlebewesen nehmen ab
  • Grünland vertrocknet großflächig, Einbußen bei der Futtergewinnung oder bei der Ernte sind zu erwarten oder treten bereits auf
  • Fähigkeit zur Temperaturregulierung seitens des Geländes durch Verdunstung und Wärmespeicherung nimmt ab
  • Verlust an freiem Wasser einer kompletten Region (Luftfeuchtigkeit, bodennaher Niederschlag) nimmt ab und trocknet die Region so zusätzlich aus, wovon auch Nachbarregionen betroffen sind

Sonstige Probleme, die den Erhalt eines natürlichen Feuchtgebietes erschweren:

  • Interesse in der Bevölkerung ist gering
  • Viel Eigeninitiative und ehrenamtliche Tätigkeiten notwendig, Nachwuchs fehlt, Unterstützung vom Land gering bis nicht vorhanden
  • Interessen seitens Landbesitzern und Landwirten sehr unterschiedlich, Landbesitzflächen stark zerstückelt
  • Verarmung der Region durch Abwanderung der jungen Bevölkerung und Abnahme der Erträge oder Ausbleiben von finanzbringenden Effekten
  • Intensive Landnutzung, die durch Anwendung von Pestiziden und Düngemitteln zusätzliche Schäden in der regionalen Biosphäre verursacht
  • Flächenverbrauch und Lebensraumzerstörung durch Erneuerbare Energien (Solar- und Windparks) im Sinne des Klimaschutzes

Möglichkeiten um den Erhalt des Feuchtgebietes zu sichern:

  • Gesetzgeber und zuständige Ämter zum Umdenken bewegen
  • Bevölkerung sensibilisieren (Infoveranstaltungen, Presse, Rundfunk)
  • Landbesitzer und Landwirte von nachhaltigem Umgang mit der Natur überzeugen
  • Renaturierungsmaßnahmen durchführen, aktiven Artenschutz betreiben
  • Verhinderung schädlicher Einflüsse durch zu intensive Nutzung, durch Düngung und Pestizidanwendung auf angrenzenden Ackerflächen
  • Vernetzung mit Nachbargemeinden und Nachbarlandkreisen sowie Organisationen, die im Artenschutz tätig sind und ggf. Flächen kaufen, um zusammenhängende Areale mit Schutzstatus zu schaffen (Grünes Band, Nabu, BUND etc.)

Autorenverzeichnis: Knut Ballhause (KB)

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